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Der psychologische Test
Das psychologische Experiment

Gütekriterien für psychologische Tests

Nach Lienert (1989) unterscheidet man Haupt- und Nebengütekriterien. Hauptkriterien sind die Objektivität, die Reliabilität und die Validität, Nebengütekriterien sind die Ökonomie (Wirtschaftlichkeit), Nützlichkeit, Normierung und Vergleichbarkeit von Testverfahren. Weist ein Test diese Gütekriterien nicht auf, kann man im eigentlichen Sinne nicht von einem Test sprechen, da ihm die wissenschaftlich überprüften Grundlagen und notwendigen Kontrolluntersuchungen fehlen. Psychologische Tests müssen auch standardisiert sein, d.h. sie enthalten eine Testanweisung, die vorschreibt, wie der Test vorgenommen und durchgeführt werden muß. Das gleiche gilt für die Auswertung eines Tests, denn auch diese muß feste Regeln enthalten, so daß verschiedene Auswerter zum gleichen Ergebnis kommen.

Es wird gerne betont, die Validität gebe es nicht, es gebe vielmehr recht verschiedene Arten von Validitätsbestimmungen. Gemeinsam ist ihnen, dass Validitäts- oder Gültigkeitsmaße den Grad der Genauigkeit angeben, mit der ein Test misst, was er zu messen vorgibt. Ein sogenannter Intelligenztest trägt seinen Namen nur dann zu Recht bzw. ist nur dann valide, wenn er Intelligenzleistungen und nicht in erster Linie das "Sitzfleisch" misst. Ein Intelligenztest für Schulanfänger wird kaum valide sein, wenn er Kindern ohne ausreichende Pause 3 oder 4 Stunden lang konzentrierte Arbeit abverlangt.

 

Bei allen psychologischen Verfahren muss klar sein, dass der Begriff "Intelligenz" ebenso wie "Aggressivität", "Angstlichkeit" oder "Ichstärke"nur ein Konstrukt bezeichnen, also Begriffe, die mehr oder weniger theoretisch sinnvoll sind. Das damit Bezeichnete kann in der Regel nicht direkt beobachtet werden, sondern nur aus Indikatoren erschlossen werden. Konstrukte gelten im Rahmen der psychologischen Theoriebildung als nützliche Annahmen, die immer wieder bestätigt werden müssen. Im Grunde ist es das alte Problem der "Wahrheit" von Aussagen, das sich im Validitätskonzept versteckt: Sind Behauptungen zutreffend? Verdient z. B. ein Test, der als "Intelligenztest" verkauft wird, diesen Namen? Als kleines Beispiel mag der "Lerntypentest" des Autors dienen, der versucht, ein eher fragwürdiges Konstrukt zu hinterfragen bzw. dessen Bedeutung zu relativieren.

Psychologisch bedeutsamer sind die "empirischen Validitäten", d. h. die Übereinstimmungs- und Vorhersagevalidität. Die erste prüft man, indem man die Testergebnisse mit Kriteriumswerten korreliert. So kann man die Validität eines Rechentests für das 3. Schuljahr durch die Korrelation der Testergebnisse mit den Lehrerurteilen (als Außenkriterium) ausdrücken, das allerdings seinerseits fragwürdig sein kann. Die Vorhersagevalidität zu bestimmen liegt z.B. bei der Konstruktion eines Schulreifetests nahe: Nach der Testerhebung sollte man daher mindestens bis zum Ende des ersten Schuljahres warten, um dann die Korrelation zwischen Testresultaten und Schulleistungen zu beurteilen. Valide ist der Test, wenn diese Korrelation hoch ausfällt. Günstig für die Bestimmung der prognostischen Validität sind auch Zeitreihenuntersuchungen, in denen die Leistungen einen Kohorte über einen längeren Zeitraum verfolgt werden.

Diese Beispiele machen deutlich, daß die Validitätsbestimmung mit Hilfe eines sog. Außenkriteriums manchmal auch fragwürdig ist, denn solche Außenkriterien wie das Lehrerurteil sind selbst biasbehaftet, d.h., selber nicht valide. Vor allem bei Intelligenztests wird zur Validierung eines neuen Tests meist ein bereits bewährter Test als Kriterium herangezogen. Grundsätzliche Zweifel sind daher an allen Verfahren zur Validitätsbestimmung angebracht. Eine befriedigende Reduzierung einer möglichen Expertenwillkür ist nur durch wechselseitige konstruktive Kritik möglich.

Entstanden unter Verwendung von: http://www.hilbrands.de/studium/forschungsmethodik/006.htm (00-12-13)

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