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Der psychologische Test
Das psychologische Experiment

16PF - 16-Persönlichkeits-Faktoren-Test

Schneewind, Kurt A., Schröder, G. & Cattell, R.B. (1994). Der 16-Persönlichkeits-Faktoren-Test (16PF). Bern: Huber.

Der 16PF ist einer der ältesten und weltweit der am häufigsten verwendete Persönlichkeitstest. Er beruht auf der komplexen Faktorentheorie Cattells, der Persönlichkeit definiert als das, was vorhersagt, was ein Mensch tun wird, wenn er in eine bestimmte Situation gebracht wird: R=f (S·P). Menschliches Verhalten ist in der Vorstellung von Cattell multipel determiniert. Er faßt das in einer Gleichung zusammen:

Rj = sjaA + sjtT + sjeE + sjmM + sjrR + sjsS

A: 'Ability source traits'
T: 'Temperament source traits'
E: Ergische Triebe
M: 'Sentiments'
R: 'Role traits'
S: 'States' (momentane Stimmungen)

Dieser Ansatz berücksichtigt drei Datenebenen: "Für eine umfassende Persönlichkeitsanalyse muß nach Cattell die Datenerhebung über L-Daten (Lebenslaufdaten), Q-Daten (Fragebogendaten) und T-Daten (objektive Testdaten) erfolgen" (Häcker 1988, 68).

Cattell und seine Mitarbeiter haben sich besonders der Ermittlung von Grundeigenschaften des Verhaltens gewidmet. Cattell (1945) hat an die "psycholexigraphische Studie von Allport und Odbert (1936) angeschlossen und über die in der englischen Sprache vorliegenden psychologisch bedeutsamen Eigenschaftsbegriffe 35 Oberflächeneigenschaften ermittelt. Mit diesen Oberflächeneigenschaften repräsentierenden Eigenschaftsbegriffen wurden dann über Fremdbeurteilungen Verhaltensratings durchgeführt. Diese interindividuell variierenden Verhaltensratings ließen sich faktorenanalytisch auf 12 Faktoren reduzieren. Um Persönlichkeitseinschätzungen auf Q-Daten-Ebene zu erhalten, wurden die im L-Daten-Bereich ermittelten Temperamentseigenschaften in eine große Zahl von Items zur Selbsteinschätzung überführt. Die aus solchen Selbsteinschätzungen gewonnenen Q-Faktoren sind zu einem großen Teil deckungsgleich mit den aus L-Daten gewonnenen Faktoren. Es ergaben sich allerdings im Q-Faktoren-Bereich noch zusätzlich vier weitere Faktoren, die sich aber dann auch nur über Selbsteinschätzungsverfahren reproduzieren ließen. Diese Faktoren bzw. die ihnen zugrunde liegenden Items sind in standardisierte Tests überführt worden" (Häcker 1988, 72)

Die 16 Primärfaktoren des 16 PF der deutschsprachigen Version

Sachorientierung vs. Kontaktorientierung - Wärme

Konkretes Denken vs. Abstraktes Denken - Logisches Schlußfolgern

Emotionale Störbarkeit vs. Emotionale Widerstandsfähigkeit - Emotionale Stabilität

Soziale Anpassung vs. Selbstbehauptung - Dominanz

Besonnenheit vs. Begeisterungsfähigkeit - Lebhaftigkeit

Flexibilität vs. Pflichtbewusstsein - Regelbewußtsein

Zurückhaltung vs. Selbstsicherheit - Soziale Kompetenz

Robustheit vs. Sensibilität - Empfindsamkeit

Vertrauensbereitschaft vs. Skeptische Haltung - Wachsamkeit

Pragmatismus vs. Unkonventionalität - Abgehobenheit

Unbefangenheit vs. Überlegenheit - Privatheit

Selbstvertrauen vs. Besorgtheit - Besorgtheit

Q1 

Sicherheitsinteresse vs. Veränderungsbereitschaft - Offenheit für Veränderung

Q2

Gruppenverbundenheit vs. Eigenständigkeit - Selbstgenügsamkeit

Q3

Spontanität vs. Selbstkontrolle - Perfektionismus

Q4

Innere Ruhe vs. Innere Gespanntheit - Anspannung

Diese 16 Faktoren werden zu 5 Sekundärfaktoren (Globalfaktoren) zusammengefaßt, die aus einer Gewichtung mehrerer Primärfaktoren errechnet werden: Extraversion, Unabhängigkeit, Ängstlichkeit, Selbstkontrolle, Unnachgiebigkeit.

Einsatzbereich

Erwachsene ab 18 Jahren. Verwendung in der Arbeits-, Betriebs- und Berufspsychologie, in der Klinischen und Pädagogischen Psychologie sowie in der Forschung.

Zuverlässigkeit

Die internen Konsistenzkoeffizienten (Cronbachs Alpha) der Primärdimensionen betragen im Schnitt r = .74; bei den Globaldimensionen r = .81. Die Testwiederholungsreliabilitäten liegen bei einem Untersuchungsintervall von einem Monat für die Primärdimensionen im Schnitt bei r = .75 und für die Globaldimensionen bei r = .87.

Gültigkeit

Der 16 PF-R verfügt über eine hohe faktorielle Gültigkeit. Zudem läßt sich die Konstruktvalidität des Tests durch Beziehungen zu anderen Instrumenten der mehrdimensionalen Persönlichkeitsdiagnostik (z.B. NEO-FFI, FPI-R, PRF-KA, MMPI-II) bestätigen.

Normen

Es liegen nach Geschlecht und Alter differenzierte Normen vor (N = 1209).

Bearbeitungsdauer

Etwa 30 bis 45 Minuten.

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Auf den Webseiten des Institute for Personality and Ability Testing (IPAT) finden sich ausführliche Informationen zum 16PF in der vierten und fünften Version sowie zu Publikationen und Produkten aus dem Umkreis des Verfahrens, zum Teil zum kostenlosen Download (z.B. 16PF Basic Interpretive Report, 16PF Basic Score Report, 16PF Teamwork Development Report usw.)
16PF® Fifth Edition Questionnaire and Related Products bei IPAT (in Englisch)
16PF® Fourth Edition Questionnaire and Related Products bei IPAT (in Englisch)

[diese Seite entstand unter Verwendung von http://www.unifr.ch/ztd/lernsystem/el/hintergr_modelle_faktorentheorie.html]

Als Eigenschaft-Situation-Verhalten-Screening (ESV) gibt es eine ökonomische Rating-Kurzform (ca. 10 Minuten) zur Erfassung dieser 16 Persönlichkeitsfaktoren nach Cattell bzw. Schneewind von Werner Stangl (1989, 1993). Dieser Test kann zum raschen Screening von Persönlichkeitsmerkmalen in allen Bereichen der psychologischen Diagnostik eingesetzt werden. Seit 2005 gibt es auch eine Online-Version des Persönlichkeitstests ESV mit einer sofortigen numerischen Rückmeldung der Sekundärfaktoren.

Literatur

Stangl, Werner (1989). Eigenschaften-Situationen-Verhaltensweisen - ESV. Eine ökonomische Ratingform des 16PF. Zeitschrift für experimentelle und angewandte Psychologie, 4, 665-671.

Stangl, Werner (1993). ESV - Eigenschaften-Situationen-Verhaltensweisen. Eine Rating-Kurzform des 16PF (S. 630-635). In: Westhoff, G.. (Hrsg.), Handbuch psychosozialer Meßinstrumente. Göttingen: Hogrefe.

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