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Der psychologische Test
Das psychologische Experiment
Funke & Krüger schrieben 1997 in der Zeitschrift PSYCHOLOGIE HEUTE unter dem Titel "Let's test! Psychologische Datenerhebungen im Netz":
Psychologen sind bekanntermaßen gefürchtet für ihre Neigung, zu allen möglichen Themen sofort einen Fragebogen zu konstruieren und auf Datenjagd zu gehen. Dieses Bild wird genährt durch zahllose unseriöse Fragenbögen in der Regenbogenpresse nach dem Motto "Sind Sie ein guter Liebhaber", "Können Sie mit Geld umgehen?" oder "Verstehen Sie Spaß?", die lediglich Unterhaltungszwecken dienen und den Begriff "Test" nur als Lockvogel verwenden. Den seriösen Testkonstrukteuren, die einen hohen Entwicklungsaufwand in die Konstruktion, Normierung und Validierung ihrer Meßverfahren stecken, hat die Konkurrenz der "Yellow Press" bislang nicht geschadet. Mit dem Aufkommen des Internet und dessen neuartigen Möglichkeiten ist die Testlandschaft um eine weitere Facette erweitert worden: Fragebögen liegen nunmehr im Netz und können anonym ausgefüllt und bearbeitet werden, in einigen Fällen gibt es auch die Rückmeldung der Ergebnisse direkt im Anschluß an die Bearbeitung. Aber nicht nur die Methode des Befragens ändert sich durch die neuen Möglichkeiten - selbst die klassische naturwissenschaftliche Methode des Experiments, durch die das Fach Psychologie sein Ansehen im Zusammenspiel der verschiedenen Wissenschaften erheblich verbessern konnte, wird neuerdings durch Varianten bereichert, an die noch vor ein paar Jahren nicht zu denken war (Funke & Krüger 1997).
Ulf-D. Reips- einer der Pioniere auf dem Gebiet von online-Experimenten - meint dazu:
Internet-Experimente eignen sich für viele Bereiche der Forschung, in denen es nicht auf eine genau kontrollierte Laborsituation ankommt (Beispiel: quantitative Erfassung von Variablen wie Wahrnehmungsschwellen ist nicht möglich). Einige der potentiellen Nachteile lassen sich durch geeignete Maßnahmen vermeiden, wie etwa die Gefahr mehrfacher Teilnahme durch Berücksichtigung nur des ersten Datensatzes einer Internet-Adresse oder motivationsbedingter Drop-Out durch eine bedingungsunabhängige "Aufwärmphase". Äußerst reizvoll erscheinen die Vorteile, die die weltweite Erreichbarkeit von Versuchspersonen in sehr großer Zahl bietet. Zum ersten Mal scheint es möglich, solche grundsätzlichen Einwände gegen das klassische Experiment wie demographischer, kultureller und zahlenmäßiger Nichtrepräsentativität der Stichproben zu überwinden und dabei auch noch Geld zu sparen (Reips 1999).
Er zählt einige der Vorteile eines Internet-Experiments auf:
An Nachteilen sieht Reips u.a. die geringere Kontrolle über die Vpn (wieviele Vpn dürfen von einer IP-Adresse kommen? Eventuell eine Vp an vielen Computern?), eine in anderem Sinne nicht repräsentative Stichprobe (angesichts der derzeitigen Internet-Benutzerstruktur sind z.B. Frauen deutlich unterrepräsentiert), die Selbstselektion der Vpn, die unkontrollierbare technische Varianz (aufgrund verschiedener Computer, Monitore, Browser, Netzverbindungen), die möglicherweise geringere Motivation sowie das Fehlen einer Rückfragemöglichkeit während des Experiments. Dem stimmen Funke & Krüger (1997) zu und schreiben: "Dennoch denken wir, daß gerade die Methode des Experiments in besonderer Weise gesichert werden muß gegen die Gefahren voreiliger und auch falscher Schlußfolgerungen aufgrund von Artefakten. Dies dürfte bei Internet-Experimenten ungleich schwerer sicherzustellen sein als bei traditionellen Experimenten - und schon dort gibt es immer wieder Probleme. Die wissenschaftliche Literatur besteht zu einem großen Teil aus fundierter Experiment-Kritik - diese Diskussionen erwarten wir beim neuen Medium in noch stärkerem Maße. Wir sollten dabei aufpassen, daß der in den Naturwissenschaften hochgehaltene Standard eines Experiments nicht durch zu laxe Anwendung auf Situationen, die diesen Begriff nicht verdienen, aufgeweicht wird."
Hier einige Institutionen, von denen Experimente im W3 angeboten werden, wobei die Adressen und auch die angebotenen Experimente häufig wechseln. Es kann allerdings vorhergesagt werden, daß deren Zahl in den nächsten Jahren rapide ansteigen wird.
Psychologisches Labor der Universität Bielefeld
[
http://wwwhomes.uni-bielefeld.de/psylab/]
Das psylab ist ein virtuelles psychologisches Labor, betrieben von Gernot Horstmann und Michael Niepel (Universität Bielefeld, Abteilung für Psychologie), in dem man an psychologischen Experimenten teilnehmen kann. In den Studien geht es in der Regel um Fragen der psychologischen Grundlagenforschung, etwa: "Welche Botschaft vermittelt der mimische Ausdruck?" oder "Was genau macht Menschen eifersüchtig?"
Giessener WWW-Fragebogenseite
[
http://www.online-forschung.de/]
Von Bernad Batinic wird an der Uni Giessen eine umfangreiche Informationsquelle gepflegt, die sich mit der Verwendung von Fragebögen im Internet beschäftigt und unbedingt besucht werden sollte. Der Betreiber dieser Seiten ist selbst aktiv tätig auf diesem Gebiet und zählt folgende Punkte als Vorteile einer Internet-basierten Umfrage im Vergleich zu einer klassischen Papier- Bleistift-Erhebung auf: (a) kürzere Rücklauf-Zeiten als bei postalisch verschickten Fragebögen; (b) man erreicht Personen aus verschiedenen Ländern; (c) Möglichkeit zur interaktiven Befragung unter Einschluß von multimedialen Komponenten; (d) Kostenreduktion; (e) automatisierte Datenverarbeitung mit gleichzeitiger Eingabekontrolle (verringert Datenfehler).
Universität Bielefeld: Experiment zur visuellen
Bewegungswahrnehmung
[http://www.TechFak.Uni-Bielefeld.DE/techfak/ags/wbski/DSD/blink/dStart.html]
Dieses Experiment wurde an der Universität Bielefeld entwickelt zur Überprüfung der Extrapolation von Bewegung und Scheinbewegung in Abhängigkeit von Kontextreizen. Es soll die Hypothese getestet werden, ob verschiedene Kontextreize einen Einfluß auf die Genauigkeit der Bewegungsextrapolation von Computeranimationen besitzen. Da bildhafte Darstellungen sowohl als 2-D und als 3-D Szenen interpretierbar sind, soll untersucht werden, ob bei objektiv identischem Stimulus eine 3-D Interpretation zu höheren geschätzten Geschwindigkeiten führt.
Universität Freiburg: Arbeits- und
Organisationspsychologisches Institut
[http://www.psychologie.uni-freiburg.de/signatures/ruf/Rotkern/index.html]
Universität Saarbrücken: Hinweise zur eigenen
Erstellung von WWW-Fragebögen
[http://www.phil.uni-sb.de/FR/Medienzentrum/verweise/psych/wwwfrage/wwwfrage.html]
Hilfsmittel für die Erstellung eigener Fragebögen hat hier Bernhard Jakobs in übersichtlicher Form zusammengestellt. Wer selbst mit dem Gedanken spielt, eine Datenerhebung online durchzuführen, findet dort wertvolle Tips und praktische Beispiele.
Universität Trier: Trierer Experimental Server
[
http://psychologie.uni-trier.de]
Von dieser Seite können Sie an mehreren Experimenten teilnehmen, welche von der Abteilung Allgemeine Psychologie der Universität Trier durchgeführt werden. Ein Beispiel ist etwa das "Sex - Crime - Holidays"-Lernexperiment zu Prionenkrankheiten (ca. 20 min). In diesem Experiment werden Kurzgeschichten dargeboten werden. Die Aufgabe ist, zu diesen Geschichten einige Fragen zu beantworten.
Universität Jena: Sozialpsychologische Werkstatt
[http://www.uni-jena.de/~ssw/zugang.htm]
Experimente und Fragebögen zum Mitmachen und Gewinnen, z.B. Vorstudien zu mentalen Vorstellungen, eine Europa-Umfrage.
WEB-Labor für experimentelle Psychologie
[http://www.psych.unizh.ch/genpsy/Ulf/Lab/WebExpPsyLabD.html]
Diese Seite ermöglicht es den BesucherInnen, als Versuchspersonen an einem wissenschaftlichen Experiment (Wahrnehmung, Kognition, Verhalten) teilzunehmen.
American Psychological Society: Psychological Research on the
Net
[http://psych.hanover.edu/APS/exponnet.html]
Von John H. Krantz stammt eine gute Zusammenstellung von Experimenten im Internet. Die Versuche reichen von klassischen Experimenten zur Wahrnehmung bis zu solchen aus der Sozialpsychologie.
Max-Planck-Institut für biologische Kybernetik in
Tübingen
[http://exp.kyb.tuebingen.mpg.de/web-experiment/]
Um sich über neuere Entwicklungen im Bereich der Psychologie - nicht nur in bezug auf Test und Experiment - zu informieren, empfiehlt sich die Teilnahme an einer der öffentlichen Mailinglisten bei psychologie.de (http://www.psychologie.de/): Die TeilnehmerInnen an diesen Mailinglisten erhalten regelmäßig elektronische Rundbriefe. Zur Zeit sind sechs verschiedene Mailinglisten eingerichtet. Die Rundbriefe werden nur an die angemeldeten Teilnehmer verschickt und werden weder im World Wide Web veröffentlicht noch gespeichert.
[kontakt] |
https://testexperiment.stangl-taller.at/
[Dienstag, 26. Februar 2002]
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