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Der psychologische Test
Das psychologische Experiment
Theoretischer Hintergrund
Viele Experimente haben gezeigt, daß die Urteile über Charakterzüge, die auf Fotos präsentiert wurden von extrem niedriger Validität sind. Dennoch wird bei Bewerbungen von den Bewerbern fast immer ein Paßfoto verlangt, daß dann, zwar unter Berücksichtigung weiterer Punkte, den Eindruck über einen Bewerber entscheidend prägt. Thornton (1943) untersuchte die Frage, ob ein so irrelevantes Merkmal wie das Tragen einer Brille die Urteile über Charakterzüge von Personen beeinflußt. Er fotografierte Studenten mit und ohne Brillen und sammelte verschiedene "Charakterzüge" als Merkmale und Bewertungskriterien. Lück und Manz (Köln) nahmen genau 25 Jahre später die Untersuchung von Thornton als Grundlage für eigene Untersuchungen.
Methode
Die Intention, das Thornton-Experiment mit deutschen Studierenden zu wiederholen, war herauszufinden, ob sich die Ergebnisse erneut erzielen ließen oder ob man zu anderen Resultaten kommen würde. Lück und Manz (1968) hatten eine Gruppe von 72 Studierenden der Studienrichtung Psychologie, mit dem Nebenfach Sozialpsychologie, in 2 Gruppen von je 36 Personen aufgeteilt. Anhand von Fotos von Männergesichtern verschiedener Altersgruppen wurden Skizzen erstellt. Insgesamt wurden 36 Skizzen erstellt, 18 Männer mit und die selben 18 ohne Brille. Die skizzierten Personen sollten auf einer 11- Punkteskala, die Thornton erstellt hatte, bewertet werden. Es wurden die selben 36 Portraits in beiden Gruppen benutzt.
Es wurden die Beurteilungen für die 6 Charakterzüge ausgewertet, die auch Thornton für besonders ausdrucksstark hielt: Intelligenz, Zuverlässigkeit, Fleiß, Ehrlichkeit in Geldangelegenheiten, Humor, Freundlichkeit.
Einer Versuchsgruppe wurde zunächst ein Bild eines Mannes ohne Brille und als zweites ein Bild eines anderen Mannes mit Brille präsentiert. Nach der Präsentation sollten die Studierenden die gesehenen Personen auf der 11- Punkteskala bewerten. Es wurden dann die nächsten zwei Bilder gezeigt und eingeschätzt. Mit diesem Verfahren wurden alle 36 Portraits bewertet. Bei der zweiten Gruppe war die Anordnung genau umgekehrt, also wurde zuerst eine Person mit und als zweites eine Person ohne Brille präsentiert.
Ergebnisse
Die Brille rief unterschiedliche Reaktionen in der Einschätzung durch die Studierenden hervor. Brillenträger wurden in der Regel als intelligenter, fleißiger und zuverlässiger in Geldangelegenheiten, aber auch als humorloser eingeschätzt.
Wenn man sich als Buchhalter bewirbt, könnte man dieses Ergebnis vielleicht für sich ausnutzen wollen. Auch für einen Examenskandidaten könnte es günstig sein, zumindest als "fleißig" zu erscheinen. Aber ehe man sich auf diese Weise Sympathien zu erwerben versucht, sollte man die folgenden Ergebnisse berücksichtigen. Bei einer englischen Untersuchung waren ebenfalls gleiche Personen mit und ohne Brille zu beurteilen. Einmal waren die Personen für je 15 Sekunden allein in einem Film zu sehen. Unter diesen Bedingungen erhielt man die gleichen schon berichteten Ergebnisse. Mit einem längeren Film von 5 Minuten Dauer, der zudem die handelnden Personen in einer bestimmten sozialen Struktur (hier ein Interview) zeigte, kam man zu anderen Ergebnissen: Die Beurteilungen fielen mit oder ohne Brille gleich aus.
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Das psychologische Experiment
Bruner, S. & Tagiuri, R. (1954). The perception of people. In:
G. Lindzey (Ed), Handbook of social psychologie. Cambridge, Mass.:
Addison- Wesley.
Thornton, G.R. (1943). The effect upon judgement of personality
traits of varying a single factor in a photograph. Journal of Social
Psychology. 18, S. 127-148.
Unter Verwendung von: http://www.uni-kassel.de/fb3/psych/vv/ss95/exp/person.html (00-04-21)
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