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Intelligenz und Geschlecht

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Der psychologische Test
Das psychologische Experiment

Mit Testverfahren zur Messung der sogenannten "allgemeinen Intelligenz" wie zum Beispiel die von Binet oder Wechsler lassen sich keine bedeutsamen Geschlechtsunterschiede feststellen. Das ist auch nicht verwunderlich, da bei der Entwicklung dieser Verfahren darauf geachtet wurde, dass nur solche Aufgabenstellungen in die Testendform aufgenommen wurden, bei deren Lösung sich männliche und weibliche Probanden nicht wesentlich voneinander unterschieden. MERZ (1979) hält diese Vorgehensweise der Testautoren für richtig, da sinnvollerweise unter Intelligenz nur das zu verstehen ist, was beide Geschlechter gleich gut können. Da sich die Intelligenz des Menschen ontogenetisch und stammesgeschichtlich betrachtet in der Auseinandersetzung mit den Gegebenheiten der Umwelt entwickelt, wäre es nicht nachvollziehbar, warum dieser Prozess hin zu möglichst geschickter Anpassung bei einem Geschlecht weniger effektiv verlaufen sein sollte. So wird heute allgemein die Meinung vertreten, dass Männer ebenso intelligent sind wie Frauen.

Dennoch liegen Untersuchungen vor, die auf Geschlechtsunterschiede in spezifischen Funktionsbereichen hinweisen. "Die weibliche Überlegenheit in sprachlichen Leistungen ist eine der am besten fundierten Verallgemeinerungen im Bereich der Geschlechtsunterschiede" (MACCOBY/ JACKLIN 1975, S. 75). In den entsprechenden Untersuchungen wurden sprachliche Phänomene wie Zeitpunkt des Sprachbeginns, Artikulationsfähigkeit, Umfang des Wortschatzes, Wortflüssigkeit, Kenntnis der Grammatik, Rechtschreibung und Lesefähigkeit erfasst. Ein deutlich sich abzeichnender verbaler Vorsprung der Mädchen tritt nach SCHENK (1979) erst ab dem 10. bzw. 11. Lebensjahr zutage und bleibt das Erwachsenenalter hindurch erhalten. Ähnlich verhält es sich mit dem abstrakten und räumlichen Denken aufseiten der Jungen. Bei rechnerischen Fähigkeiten wie Zahlenvorstellungsvermögen, Zählen, Beherrschen der Grundrechenarten, geometrisches Verständnis und technisches Verständnis sind die Jungen nachgewiesenermaßen im Vorteil (MACCOBY/ JACKLIN 1975, MERZ 1979).

Wurden bei der Überprüfung der allgemeinen Intelligenz keine geschlechtsspezifischen Mittelwertsdifferenzen festgestellt, so zeigten sich jedoch deutliche Varianzunterschiede (ANASTASI 1966). Das bedeutet, dass es bei einem Geschlecht mehr Personen mit extrem hohen und niedrigen Intelligenzwerten gibt als beim anderen. TERMANN et al. (1925) fanden in ihrer Untersuchungsstichprobe deutlich mehr Jungen mit einem IQ über 140 als Mädchen. Auch NORMAN et al. (1962) stellten bei Hochbegabten einen höheren Jungen- als Mädchenanteil fest. Diesem höheren Anteil der Männer bei Hochbegabten steht ein höherer Anteil an männlichen Lernbehinderten gegenüber (KEMMLER 1978, KERKHOFF 1980). Nach Zahlenangaben aus klinischen Studien gibt es mehr Jungen, die stottern, leseschwach sind oder leichte Hirnfunktionsschäden haben (EISENSON 1965, MACCOBY/JACKLIN 1975). Nähere Analysen lassen jedoch erkennen, daß die geschlechtsspezifischen Ergebnisse der angeführten Studien auch methodische Artefakte sein könnten. Eine ausführlichere Diskussion findet sich bei SCHENK (1979).

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